von Lina Würfel
Mein Name ist Lina, ich bin 23 Jahre alt und bin seit Ende 2017 bei jungblick. Bevor ich bei jungblick Mitglied geworden bin, war ich ein Jahr im Ausland und habe dort einzigartige Erfahrungen machen dürfen. Zurück in Chemnitz wollte ich den regelmäßigen Kontakt zum Uni-Milieu nicht verlieren, was bei einer Europa-Studentin im 5. Semester schon mal vorkommen kann. Also habe ich mir einen studentischen Verein gesucht, bei dem ich nicht nur neue Leute kennenlernen, sondern auch meine Kenntnisse über Themen verschiedener Fachrichtungen aus dem Uni-Alltag „am lebenden Objekt“ austesten wollte. Eine studentische Unternehmensberatung erschien mir hierfür ganz passend.
Nachdem ich die Bewerbung abgeschickt hatte und das Bewerbungsgespräch gemeistert hatte, standen „nur noch“ die Pflichtschulungen wie ein großer Berg vor mir. Als dieser in einem zweitägigen Aufstieg erklommen worden war und ich so viele Informationen aufgenommen hatte, wie schon lange nicht mehr, war ich also ein vollwertiges Mitglied geworden und ehe ich mich versah, war ich zwei Monate später zur Ressortleiterin für PR & Marketing gewählt worden. Gleichzeitig befand ich mich schon im 6. Europa-Studien Semester und jonglierte tagtäglich mit der Planung und dem Schreiben von facebook-Postings, der Organisation einer Exkursion und den letzten abzuliefernden Leistungspunkten für mein Studium. Da ich von Haus aus eine eher strukturierte Arbeitsweise verfolge und eine Prise Organisationstalent besitze, gelangen mir alle drei Dinge (aus meiner persönlichen, objektiven Sicht) relativ gut: ich hatte einen passenden Rhythmus für den Social Media-Auftritt für jungblick gefunden und die Exkursion hatte durchweg positives Feedback von den Teilnehmenden bekommen. Nur bei den LP musste ich zwei kleine Abstriche machen, die aber nicht weiter dramatisch waren, denn: Welche*r Europa-Student*in hat sein*ihr Studium jemals in Regelstudienzeit beendet (und war im Ausland)?
Mein Fokus für das siebte Semester lag also vorrangig auf der Erfüllung meiner universitären Pflichten (zwei Hausarbeiten hier, eine BA dort…) und dem Handling einer ganz neuen Aufgabe, die ich mir, wie auch die Übernahme der Ressortleitung PR & Marketing, nicht ganz freiwillig ausgesucht hatte; ich war zur Ressortleiterin für Personal gewählt worden. Plötzlich stand er da wieder: der zu erklimmende Berg, den ich schon zu Beginn meiner Zeit bei jungblick habe erblicken und fürchten müssen. Nur war es mit diesem hier nicht mit einem Zwei-Tages-Ausflug getan; dieser Berg würde einen mehrere wochen- und möglicherweise monatelangen Aufstieg beanspruchen. Der unterste Teil, der zugleich der steilste war, hatte einen furchteinflößenden Namen: die Bewerbungsphase. Ich war beeindruckt von der Aufgabe, aber nicht eingeschüchtert: ich hatte mich dieser Position verpflichtet, also würde ich sie auch erfüllen. Doch ich wusste, dass ich den Weg durch die Bewerbungsphase hindurch nicht allein antreten wollte und wahrscheinlich auch nicht überstehen würde. Die darauffolgenden Etappen sahen ebenso knifflig aus, weshalb ich nach Gefährt*innen suchte, die mit mir die Reise machen wollten und sich für keine Aufgabe zu schade waren. Kurz vor dem Beginn schwor ich die fast zehn Mitglieder starke Gruppe auf die Wanderung ein. In den letzten Stunden vor Aufbruch lud ich sie zu einem Abendschmaus ein, der uns für die bevorstehenden Wochen stärken sollte.
Innerhalb der ersten Wochen konnte ich schon erahnen, wer mit mir die Bewerbungsphase erklimmen würde und von wem wir uns frühzeitig verabschieden müssten. Vielleicht hatten sich manche zu viel zugemutet oder waren sich der Schwere der Aufgabe nicht bewusst gewesen. Jede*r war jeden Tag gebraucht, um Flyer über unser Dasein zu verteilen und sein*ihr sprachliches Geschick zu verbessern, um bei möglichen Aufeinandertreffen mit Verirrten diese von unserer Botschaft (auch mithilfe von selbstgebackenen Kuchen) zu überzeugen. Als wir nach 4 Wochen eine kleine Schar Interessierte um uns gesammelt hatten, sahen wir, dass wir die erste Etappe der Wanderung fast überstanden hatten. Als letzte Hürde erhoben sich vor uns die Bewerbungsgespräche, an der zwar alle teilnahmen, aber nur ich allein in Gänze erklimmen konnte. Für mich war ein langer schmaler Weg vorgesehen, den ich in kürzester Zeit hinter mich legen musste. Ich nahm meine volle Konzentration und Energie zusammen, um nicht zu stolpern oder andere verheerende Fehler zu machen. Überraschenderweise gelang mir dieser Abschnitt schneller und einfacher, als ich es mir vorgestellt hatte und ich kam am Gipfel an, wo mich meine Mitschreiter*innen begrüßten. Sie übergaben mir eine Botschaft, die einen verheißungsvollen Titel trug: „Reise nach Kanada!“. Darunter war ein Text geschrieben:
DU HAST DIESE LANGE REISE MIT BRAVOUR BESTANDEN UND SOLLST DICH NUN HINFORT IN NEUE GEFILDE MACHEN. FOLGE DEINEM HERZEN, LASSE ALLE STRICKE LOS, DIE DICH HALTEN UND KOMM ZURÜCK, WENN DU BEREIT BIST FÜR DEN SCHLUSS.
Ich habe bei jungblick begonnen, um neue Freund*innen zu finden, Erfahrungen zu machen und nicht „nur“ Studentin zu sein. Ich denke, diese Dinge sind während des vergangenen Jahres im Verein wahr geworden und ich bin dankbar für die Eindrücke, die ich sammeln durfte. Bei jungblick habe ich vieles über die Arbeit in einem studentischen Verein gelernt und auch über mich als Person. Öfter als bisher in meinem Leben bin ich an Grenzen gestoßen oder habe sie überwunden. In den zwei Semestern, in denen ich mich in zwei völlig neue Themengebiete eingearbeitet habe und diese aus meiner Sicht zufriedenstellend abgeschlossen habe, habe ich mehr gelernt als in den vorangegangenen Uni-Semestern an der TU. Mit jungen Leuten zu kommunizieren, zu arbeiten und auch zu streiten hat mich einige wichtige Lektionen gelehrt. Diese Erfahrungen möchte ich keinem Menschen vorenthalten, sondern werde in der Zukunft meine Weggefährt*innen ermutigen, sich ebenfalls ehrenamtlich zu engagieren. Ob als Barkeeper*in, junior consultant oder Mitglied eines Vorstandes; man lernt immer etwas über sich und die anderen (und im schlimmsten Fall das große Ganze) um einen herum. Zuhause zu hocken oder sich im Club zu betrinken machen einen zwar nicht zu einem schlechten Menschen, aber auch nicht zu einem besseren. Nutze die Möglichkeiten, solange sie dir offen stehen, es sind mehr als du glaubst und die Zeit vergeht schneller als du glaubst!
Alles Liebe
Lina